Kompost: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 2. November 2024, 11:16 Uhr
Der Kompost (von latein. compositum "Zusammenstellung" von con "zusammen" ponere "setzen, stellen, legen") aka Rotte (von germanisch roten "zerreißen") ist eine der schönsten Bestandteile eines gesunden Gartensystems. Autotrophe Organismen (von autos "selbst" trophe "Nahrung") wie Pflanzen fixieren CO2 aus der Luft in organischen Verbindungen. Wenn die aufgebauten Strukturen sich aber nie zersetzen würden, wäre der Platz unter der Sonne irgendwann verbaut, und neues Wachstumspotential blockiert. Allein der Gedanke, Pflanzen würden sich so langsam zersetzen wie Petroleum basierte synthetische Kunststoffe ist etwas unheimlich. Es kann einen gewissen Frieden geben, dass das Leben im Boden Erneuerung findet. Die Zersetzung organischer Stoffe durch heterotrophe (heteros "anders" trophe "Nahrung") Mikroorganismen ermöglicht sozusagen das "Leben nach dem Tod" in der Welt der Pflanzen. Der Kompost ist gewissermaßen eine wunderbare Recyclinganlage, die mit evolutionär optimierter Biotechnologie die Rohstoffe der Pflanzen erneuert. In diesem Sinn ist der Kompost als Grundlage der Bodenerneuerung das Herzstück eines nachhaltigen Gartens, und darf auch dementsprechend mit Freude und Wertschätzung assoziert werden.
Es gibt verschiedene Ansätze der Kompostierung. Die praktikabelste für Gärten ist der Komposthaufen mit aerober thermischer Kompostierung. Die aeroben Zellatmung ist eine hocheffektive evolutionär optimierte Stoffwechselvorgang, wo der extrem reaktive Sauerstoff für die oxidative Zersetzung verwendet wird (ein für die Mikroorganismen extrem kompliziertes Unterfangen), und dabei über eine Elektronentransferkette einen Protonenfluss erzeugt wird, der die ATP Synthasen wie kleine Turbinen antreibt um Energiestoff zu produzieren. Ohne Sauerstoff ist in einem gewöhnlichen Komposthaufen nur eine relativ ineffektive anaerobe Gärung zu erreichen, daher ist die Sauerstoffversorgung essentiell! Der Komposthaufen sollte ein Volumen von etwa 1 m³ umfassen, damit die Temperatur in dem Haufen ausreichend hoch ansteigen kann. Durch massive Vermehrung und Aktivität nützlicher heterotropher Bakterien steigt die Temperatur teils auf über 60 °C, was die Zersetzungsprozesse beschleunigt, manche unerwünschte Samen unfruchtbar macht, und manche Pathogene zerstört (wobei diese meist ohnehin im Boden und Garten vorhanden sind). Tatsächlich ist dieses "Hot Composting" nicht unbedingt notwendig, es gibt auch genug Mikroorganismen die ein "Cold Composting" ermöglichen. Heiß ist es aber jedenfalls schneller. Der Kompost sollte alle paar Wochen gewendet werden, um die Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten, es hilft um veschiedene Teile in die warme Mitte zu bekommen. Zudem sind die Mikroorganismen auf Wasser angewiesen, der Kompost darf also nicht austrocknen, darf aber auch nicht absaufen (Sauerstoffbedarf), und sollte daher je nach Wetterlange manchmal abgedeckt sein um nicht vom Regen in die Traufe zu kommen. Hilfreich ist es, mehrere Komposthaufen nebeneinander zu haben, wobei einer immer leer ist. Die vollen Haufen können dann mit einer Kompostgabel auf den nächsten leeren Stapel gegabelt werden, wodurch die Sauerstoffversorgung garantiert wird und eine Beobachtung möglich ist.
Komposthaufen
Wir haben derzeit zwei Komposthaufen neben der Gartenhütte, die jeweils etwa 1 m³ umfassen.
Was soll drauf
- Laub, möglichst frei von Müll und Zigarettenstummeln!
- Pflanzreste, ausgenommen bei Befall mit problematischen Pathogenen
- Ästchen, etwa auf handbreite Stücke geschnitten
- Kartonage (frei von Druckfarbe und Kunststoffklebebändern!!)
- Gemüseschnitt (nicht Speisereste!)
Was soll nicht drauf
- Speisereste, insbesonders fett oder zuckerhaltig oder Mariniertes
- Mit Zigaretten und Müll vermischte Pflanzenreste
- Kunststoff
- Fleisch, Fisch oder sonstige tierische Erzeugnisse
- Zitrusfrüchte oder Teile davon (Schimmelgefahr!)
- Große Äste
- Beikräuter, va wenn sie bereits blühen (kontaminieren den Kompost und werden im nächsten Jahr wieder verteilt!)